Lasst es wundervoll sein, oder lasst es abscheulich sein. Solange es nur aussergewoehnlich ist.
Rundstückausgabe am Bassewitztag 1931
Eine Erinnerung.
„Vor 550 Jahren geschah es, daß der stolze mecklenburgische Ritter Bassewitz, neidisch
auf das friedliche Städtchen blickte. Er wollte es in zwei Raubzügen erobern. Aber er
bezahlte mit dem Leben für seine verwegenen Pläne.
„Das Siegesgeschrei drang gegen den Himmel“ so berichtet die alte Chronik, doch die
Kyritzer wollten auch in anderer Weise ihre Dankbarkeit beweisen und taten ein heiliges
Gelübde. Es lautet: Am Montag nach Invocavit ein Lobefest zu feiern, mit Predigten
in der Kirche und Austeilung von Almosen. Diese wurden immer aus dem Etat der Stadt Kyritz
bezahlt. Jeder Bürger ob arm oder reich, alt oder jung, bekommt an diesem schul - und amtsfreien Tag
ein bescheidenes Geschenk: Ein Riesenbrötchen. Alle Bäcker der Stadt liefern Tausende von diesen
Rundstücken. Nach dem Gottesdienst, vor der Kirche versammelte sich die gesamte Bevölkerung.
Im Eingang der Kirche, während jubelnde Musik die Stimmung erhöht, werden die Brötchen verteilt.
Und so, wie vor 550 Jahren in dieser Stunde die ganze Stadt gegen den Bassewitz kämpfte, so isst jetzt von
11 - 12 die ganze Stadt Rundstücke. Es essen die uralten Altersheimer, die bemützten Schüler,
der Bürgermeister, die Kleinsten am Arme der Mutter, der Schutzmann, dem die strenge Pflicht
der Bewachung der Brötchen oblag. Um neue Kräfte zum großen Brötchenessen zu sammeln,
ziehen die Kinder zur uralten Stadtmauer, wo sie mit Schneebällen die alte Bassewitzschlacht wiederholen.
Und abends beendet die heldische Erinnerung ein großer Maskenball. Und dann kehrt wieder
Ruhe ein in das schöne Städtchen Kyritz, bis zum nächsten Montag nach Invocavit.“
In weiß gekleidete Bäckerjungen
schleppen die 6000 Rundstücke
in die Kirche
Die Jugend wartet auf die große
Minute, die Verteilung
der Rundstücke.
Unter der Leitung des Bürgermeisters
beginnt das große Brötchenessen.
Für diesen Tag wird aber noch ein besonderes Weißgebäck mit Zuckerguß und Rosinen hergestellt,
welche „Hedwecken“ heißen. Diese sind nach der Tochter Hedwig, des damaligen Bürgermeisters benannt.
Hedwig soll mit anderen Frauen, den Bassewitz den heißen Brei über denKopf geschüttet haben..
Während des ersten Weltkrieges 1914 - 1918 und auch noch nachher, während der
Brotgetreidezwangswirtschaft hat zwar die Rundstücksverteilung nicht stattgefunden.
Sie ist aber 1924 wieder aufgenommen worden, bis sie dann 1940 wieder eingestellt wurde.
Nach dem 2.Weltkrieg wurde diese Tradition wieder aufgenommen.
Es wurden von den Bäckern der Stadt Rundstücke und Hedwecken gebacken und Abends in der Kirche verteilt.
Auch der Dankgottesdienst wurde durchgeführt, allerdings nicht mehr in der Kirche
sondern im Gemeindehaus. Bis in den neunziger Jahren mit Hilfe der „Kyritzer Knattermimen“ e.V.
das „Bassewitzfest“ wieder populär gemacht wurde.
Seit mehreren Jahren wird der Gottesdienst wieder in der St. Marien Kirche gefeiert. Dort wird auch dann
ein Theaterstück der 5. Klasse der Goethe Schule aufgeführt, die den Bassewitz zum Thema hat.
Heute gibt es keine Rundstücke mehr, die Orginalrezeptur ist leider verloren gegangen.
Die Hedwecken, die am Bassewitztag ausgeteilt werden, sind ein Phantasieprodukt der hiesigen Bäcker
und haben nichts mehr mit den Orginalen Hedwecken zu tun… schade…
Das Fest der 6000 Brötchen
Lob- und Dank am Bassewitztag